Chronik

Chronik

AUS DER CHRONIK DES MUSIKVEREINS ALTTANN:

Aus alten Akten ist ersichtlich, dass von Adolf Weiß aus Wolfeggerberg 1922 eine Kapelle aufgestellt worden war. Als Gründungsjahr für den Musikverein Alttann gilt aber das Jahr 1923. Zu diesem Zeitpunkt wurde nämlich ein ordentlicher Verein mit aktiven und passiven Mitgliedern gegründet. Der Zweck dieser Vereinsgründung war vor allem die Pflege der deutschen Musik und die Mitwirkung bei örtlichen und nationalen sowie kirchlichen Feiern. Die einzige, uns bekannte schriftliche Unterlage von damals, ist eine von Albert Schneider handschriftlich verfasste Satzung. Dieses erste Vereinsstatus ist unterzeichnet von Albert Schneider, als 1. Vorstand Eugen Hage, als Kassier Baptist Vogler und Meinrad Gapp, als Ausschussmitglieder.

Folgende Geschichte, die aber nicht erfunden, sondern wahr ist, zeigt, dass der oben erwähnte Adolf Weiß ein ganz großer Idealist war. Das Haus dieses Weiß hatte noch ein altes Strohdach und sollte mit Dachplatten, die bereits gekauft waren, neu gedeckt werden. Nachdem Adolf Weiß dann aber erfuhr, dass bei einer aufgelösten Ulmer Militärkapelle gebrauchte Musikinstrumente zu erwerben waren, verkaufte er kurzerhand seine Platten wieder und für dieses Geld – sicherlich auch recht sauer verdient – erstand er diese Instrumente und somit waren die materiellen Voraussetzungen für den Anfang vorhanden. Hier kann man wirklich von einem wahren Idealismus sprechen und die Frage sei in diesem Zusammenhang erlaubt, wer würde heute wohl noch zu einer solchen Tat bereit sein?

Schon 1924 zählte der Verein dann bereits 13 aktive Mitglieder und zur Verfügung standen ihnen 2 Klarinetten, 3 Hörner, 3 Pistons, 1 Corno, 1 Pauke, 1 Posaune, 1 Bass. Die Zahl der passiven Mitglieder wurde in diesem Jahr schon mit 63 ausgewiesen, davon 27 aus Alttann, 26 von Höll und Bainders und 10 aus Gaishaus. Der Jahresbeitrag der passiven Mitglieder betrug damals 50 Pfennig, im Vergleich zu heute auch schon ein ganz ansehnlicher Betrag.

Am 1. Februar 1934 trat der Verein dem Süddeutschen-Musiker-Verband bei. Dem jungen Verein gelang es sehr bald, das Zusammenleben in der Gemeinde wesentlich zu bereichern und gar manches Fest zu verschönern. So trug die Musikkapelle zu einem nicht geringen Teil zur Gestaltung des 50-jährigen Jubiläums des Veteranenvereins bei, welches 1933 gefeiert wurde. Überhaupt scheint die Zusammenarbeit mit dem Veteranenverein sehr gut gewesen zu sein. So veranstalteten zum Beispiel der Kriegerverein und die Musikkapelle alljährlich im Sommer ein kleines Fest bei Wirt Gaupp in Gaishaus. Interessant dabei ist, dass sich beide Vereine bei dem Gasthaus zur Traube in Alttann aufstellten und dann mit Marschmusik gemeinsam in Richtung Gaishaus abmarschierten.

Die Gartenkonzerte in der „Rose“ und der „Höllwirtschaft“ wurden von der Bevölkerung als willkommene Unterhaltung dankbar aufgenommen. Manches Konzert wurde auch gemeinsam mit dem im Jahre 1927 gegründeten Liederkranz veranstaltet; leider wurden darüber aber keine Aufzeichnungen geführt. Schon in den ersten Jahren der Gründungszeit, in den Jahren 1926 und 1927, wurden bereits Faschingsumzüge organisiert. Diese Umzüge erfreuten sich einer sehr großen Beliebtheit bei der Bevölkerung und alt und jung nahmen daran in sehr großer Zahl teil, und oft konnten recht originelle Fastnachtswagen im Umzug mitgeführt werden. An diese Tradition wurde auch in jüngster Zeit immer wieder angeknüpft.

Aber auch zur Verschönerung der kirchlichen und weltlichen Feste trug die Musikkapelle ihren Anteil bei. In all den vergangenen Jahren hat die Kapelle bei vielen freudigen und auch ernsten Anlässen mitgewirkt: am Weißen Sonntag die Kommunionkinder feierlich ins Gotteshaus begleitet, die Prozessionen musikalisch umrahmt, viele Hochzeitspaare zum Traualtar angeführt und den Brauttanz gespielt, gar manchen Jubilar mit einem netten Ständchen erfreut und geehrt und aber auch viele zur letzten Ruhe geleitet. Man kann sich das Dorf Alttann ohne seine Musikkapelle gar nicht mehr vorstellen. Und  wenn auch mal recht böse Zeiten kamen und es um denVerein und seine Kapelle schlecht bestellt war, gab es immer wieder Männer, die tatkräftig für die Vereinssache eintraten, und es ging weiter.

Nicht nur im Heimatdorf selber, sondern auch außerhalb war die Kapelle aktiv. Gar manche Musikfeste in der Umgebung wurden besucht. So waren die Alttanner am 24. Juli 1932 bei der Fahnenweihe in Rötenbach. Am 14. Juli 1935 nahm die Kapelle am ersten Volksmusiktag in Wurzach teil, trat dort erstmals zum Wertungsspiel mit an und erzielte dabei die Note „gut“ in der Anfängerstufe. Die Freude über diesen ersten schönen Erfolg war so groß, dass die heimkehrenden Musiker vom Veteranenverein am Sonntagabend mit der Fahne vom Bahnhof abgeholt wurden.

Im Jahre 1935 wurde das Musikfest in Bergatreute besucht, dann das Musikfest in Reute und 1939 in Waldsee.

Dann brach der mörderische zweite Weltkrieg aus. Viele Musiker wurden zum Wehrdienst eingezogen und den Menschen zu Hause war es nicht zum Festen zumute. Bis zum Ende dieses verheerenden Krieges waren folgende Kameraden den Heldentod gestorben.

Alois Frick, Gaishaus
Georg Mayer, Alttann
Gebhard Motz, Alttann
Karl Motz, Alttann
Stefan Ringer, Alttann
Wilhelm Weiß, Alttann

Im Oktober 1943 waren es dann noch zwei aktive Mitglieder; die Kapelle wurde aufgelöst.

 

NEUBEGINN:

Als die ärgste Not nach dem Krieg überwunden war, erwachte auch wieder das Interesse für die Blasmusik. Verschiedene ältere Musiker und musikbegeisterte junge Leute fanden sich zusammen und begannen mit den noch vorhandenen Instrumenten langsam mit der Probearbeit. Als dann nach und nach noch weitere Musikanten von der Gefangenschaft heimgekehrt waren, konnte die Kapelle wieder neu gegründet werden. Das war damals, so kurz nach dem verlorenen Kriege, mit allerhand Schwierigkeiten verbunden. So musste, nur um ein Beispiel zu nennen, zur Abhaltung einer Versammlung über das Landratsamt eine Genehmigung bei der französischen Militärkommandantur in Ravensburg eingeholt werden . Der Antrag dazu musste in französischer Sprache abgefasst sein.
Am 8. September 1948 konnte dann der Verein wieder ins Leben gerufen werden. Und mit neuem Mut ging es an die Arbeit(…)

(…)Um die Finanzen des Vereins etwas aufzubessern – denn so kleine Verein mit verhältnismäßig wenig passiven Mitgliedern haben eben ihre Sorgen-, wurde vereinbart, dass zwischen den Feiertagen Weihnachten und Dreikönigsfest Theaterstücke zur Aufführung gelangen sollten. Das erste dieser Theaterstücke wurde dann zu Weihnachten 1949 im Zusammenwirken mit dem Alttanner Kirchenchor durchgeführt. Und dieses Stück, mit dem Titel, „Der schwarze Herrgott“, hatte einen so großen Erfolg, dass am 14. Januar 1950 im Postsaaal zu Wolfegg ebenfalls eine Aufführung stattfand. Diese Theateraufführungen wurden dann bis 1953 beibehalten.

 

Diese Chronik wurde aus der Festschrift „14. Bezirksmusikfest „Schussen“ vom 28. Mai bis 1. Juni 1997 in Alttann Gemeinde Wolfegg“ entnommen.